Liebe Ehemalige und Studierende des Instituts für Kunstpädagogik!
In Ergänzung zu unserem Bericht vom 18. Alumni-Treffen hier noch eine „Nachlese“ im doppelten Sinne – zum Nachlesen der gerade im UniReport Nr. 2 vom 5.April erschienene Nachruf für Albert Kiefer sowie ein weiterer Nachruf auf ihn – und eine weitere traurige Nachricht, von der wir erst jetzt erfahren haben.
Nachruf UniReport April 2018, S.26 aus Unireport_2-18
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Albert Kiefer verstorben
Geboren am 21.3.1918 verstarb Prof. Albert Kiefer nur einen Monat vor seinem 100. Geburtstag am 21.2.2018. Seit 1964 war Albert Kiefer Studienrat im Hochschuldienst und ab 1972 Professor für Kunstpädagogik am Institut für Kunstpädagogik. Er lehrte vor allem die Grundlagen des Gestaltens, wofür er ein besonderes, die künstlerische Individualität der Studierenden stärkendes System von Materialkästen entwarf und anwendete, sowie verschiedene fachdidaktische und schulpraktische Veranstaltungen. Auch nach seiner Pensionierung 1983 bot er bis 1997 regelmäßig und mit großem Erfolg bei den Studierenden Oberseminare zur „Ästhetischen Erziehung in Theorie und Praxis seit 1945“ an – eine Zeit, die er zunächst als Dorfschullehrer, reformpädagogisch engagierter Kunst- und Werkerzieher sowie als Rektor einer neu gegründeten Modellschule in Baden und dann in der Lehrerbildung in Hessen als wissenschaftlicher Zeitzeuge selbst mitgeprägt hatte. Albert Kiefer hat in seiner Autobiografie mit dem Titel „In Kriegs- und Friedenszeiten. Ästhetische Erziehung als Lebensaufgabe“ (2003) unter anderem die Jahre der Studentenbewegung Anfang der 1970er Jahre geschildert. Als damaliger Hochschullehrer versuchte er, sich den Argumenten der jungen Generation offen und verständnisvoll zu stellen und besprach u.a. Zeichnungen von Studierenden, die unter Drogen-Einfluss entstanden.
Besonders beeindruckend waren seine Interpretationen der Kinder- und Jugendzeichnungen seines Sohnes Anselm. Der Sohn Anselm Kiefer (*1945) ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen lebenden Künstler. In den Lehrveranstaltungen wurde vorbildlich deutlich, wie die Auseinandersetzung mit den Zeichnungen des sensiblen Sohnes den bis dahin autoritär erziehenden Vater zur Selbstkritik und zur Überprüfung seines Erziehungskonzepts veranlassten. So gibt es wohl von kaum einem Künstler der Gegenwart ein so lückenlos dokumentiertes „Oeuvre“ beginnend mit den ersten Kritzelspuren. Bezüge zwischen „Früh- und Spätwerk“ werden vom Vater in der genannten Autobiografie mit dem Untertitel „Mit der erstmaligen Veröffentlichung der bildnerischen Entwicklung in Kindheit und Jugend des Sohnes Anselm Kiefer“ sehr einsichtig hergestellt.
Am 21. März 2018 sprachen im Rahmen einer Gedenkfeier der Stadt Rastatt für Professor Albert Kiefer seine ehemaligen Kollegen Prof. em. Dr. Adelheid Sievert zu seinem Wirken als Kunstpädagoge und Prof. em. Dr. Otfried Schütz zu seinem künstlerischen Werk. Das Institut für Kunstpädagogik hat mit seinem Alumnus Albert Kiefer eine herausragende Persönlichkeit verloren.
Adelheid Sievert und Georg Peez
Von Herrn Friedel Konietzny erhielt ich einen weiteren Nachruf, der sehr lebendig an ein
langjähriges Engagement von Professor Kiefer im Bistum Münster erinnert und dazu ein Bild, das
Albert Kiefer selbst von der „Wasserburg Gemen“, der Jugendbildungsstätte des Bistums Münster
vor Ort am 26.19.1990 gemalt hat (genaue Datierung auf der Rückseite).
Albert Kiefer: Wasserburg Gemen (1990)
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Eine weitere traurige Nachricht erreichte mich erst nach unserem Treffen: Prof. em. Dr. Hans-
Jürgen Brandt ist am 26. Februar 2018 in Pulheim bei Köln nach kurzer schwerer Krankheit
verstorben. Am 18. Januar 2018 hatte Professor Spemann ihm noch telefonisch zu seinem 87.
Geburtstag gratuliert und mit ihm gesprochen. Auch Professor Schütz hatte noch öfter Kontakt mit
ihm gehabt.
Die folgenden Informationen finden sich glücklicherweise in dem kleinen Katalog zur „Ausstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Kunstpädagogik im Gästehaus der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Ditmarstraße 4, 6000 Frankfurt/M.
29. September bis 17. November 1989“ (S.12):
Hans-Jürgen Brandt
Jahrgang 1931.
Studium der Germanistik und der Körpererziehung in Leipzig.
1954-1962 Regie-Assistent, dann Regisseur in den Defa-Studios, Babelsberg.
1962-1969 Fernsehregisseur und Redakteur der Sender Stuttgart, München und Hamburg.
1969-1973 Studienseminar in Hamburg, Unterrichtsmitschau, stellvertretender Leiter; Gymnasium Langenhorn, Lehrer für Sport und Deutsch.
Seit 1973 Professor für Kunstpädagogik, Film und Fernsehen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M.
Theorieschwerpunkte: Geschichte des deutschen Spiel- und Dokumentarfilms, Theorie des Films und des Fernsehens, Medienpädagogik. Dissertation über den Dokumentarfilm des III.Reiches am Beispiel von Hippler, Noldan und Junghans.
Filme und Sendungen: 1962 „Christine und die Störche“, Kinderspielfilm, Co-Regisseur; „Flucht aus der Hölle“, Fernsehserie, Co-Autor; „Geboren unter schwarzen Himmeln“, Spielfilm, Co-Regisseur; 1963 „Großstadt am Nesenbach“, Fernsehdokumentation, Regisseur; „Gefährlich leben“, Kinderfilmserie, Regisseur und Autor; 1979 „Tycho Brahes Weg zu den Sternen“, Fernsehdokumentation, Autor; 1983 „Überall Musik“, Fernsehspiel, Regisseur und Autor; 1988/89 „Die JU 52 – ein Flugzeug erlebt Geschichte“, Fernsehdokumentation, Autor.“
Leider reichen diese Informationen nur bis zum Ende des Jahres 1989 und weitere Angaben liegen mir leider nicht vor, aber vermutlich – so auch meine Erinnerung – wurde Professor Brandt 1996 pensioniert, 1998 wurde diese Professur dann mit der neuen Widmung „für Neue Medien“ mit Dr. Birgit Richard neu besetzt. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der diesen Abschnitt der Geschichte des Instituts sachkundig ergänzen kann und mag.
Mit sonnigen Frühjahrgrüßen
Prof. em. Dr. Adelheid Sievert