Fünftes Treffen der Alumni-Initiative Kunstpädagogik am 12. Juli 2011


 

Am 12. Juli 2011 hat unser 5. Alumni-Treffen zum ersten Mal an einem Dienstag stattgefunden, da dieses mal zur Eröffnung der Semesterausstellung erst für Dienstagabend nach dem Rundgang eingeladen wurde. Leider hatten wir damit wie schon im letzten Sommer den heißesten Tag der Woche mit über 30° erwischt – man sieht es an den Fotos, die diesmal Birte Metzdorf gemacht und zusammengestellt hat, die seit Jahresbeginn unsere Alumni-Initiative als studentische Mitarbeiterin betreut.

Zu Gast waren diesmal vom aktuellen „Lehrkörper“ des Instituts, die Professoren Verena Kuni und Georg Peez sowie Eva-Maria Kollischan, die auch in diesem Semester die Dozentur Grafik vertreten hat, und die Lehrbeauftragten Katharina Mantel und Petra Saltuari. Zum ersten Mal dabei war auch Professor Otfried Schütz, der zwar bereits seit über zehn Jahren emeritiert ist, aber dennoch seither seine bekannte kunstgeschichtliche Mittwochsvorlesung für die Universität des 3. Lebensalters ohne Unterbrechung fortgesetzt hat.

Ganz herzliche Grüße konnte ich von den ehemaligen Professoren Hans Meyers und Wolf Spemann ausrichten. Prof. Meyers hatte gerade am letzten Sonntag bei guter Gesundheit mit mehr als 20 Gästen in Ratzeburg seinen 99. Geburtstag gefeiert und Prof. Spemann einen Sonntag früher am 3.7.2011 seinen 80. Geburtstag! Michael Schacht, ein ehemaliger Magisterabsolvent und Mitarbeiter des Instituts hatte zu diesem Ehrentag einen eigenen Beitrag für unseren Blog geschrieben, der ja bereits verschickt wurde. Herr Spemann schrieb mir, dass er sich darüber sehr gefreut hat, aber leider aus gesundheitlichen Gründen wohl nicht mehr an unseren Treffen teilnehmen wird: „…ich muss meine Kreise enger ziehen!“ Aber er bleibt sicher nach wie vor mit vielen seiner „Ehemaligen“ und der Alumni-Initiative verbunden und im Austausch.

Einige Tage später erreichte mich ein Brief von Prof. Albert Kiefer mit einem Zeitungsausschnitt aus dem „Rastatter Tageblatt“ vom 13. Juli 2011 mit der Überschrift „Neue Schaffensphase mit 93 Jahren“ (siehe Abbildung unten). Albert Kiefer bereitet für seinen 95. Geburtstag eine Ausstellung vor, bei der Objektkästen mit persönlichen Fundstücken eine besondere Rolle spielen sollen. Soviel Schaffenskraft im hohen Alter macht auch den noch etwas Jüngeren Mut.
Als Geschäftsführende Direktorin berichtete Verena Kuni  über aktuelle Entwicklungen und Probleme im Institut. Daraufhin stellten sich die Anwesenden reihum mit zum Teil sehr eindrücklichen Statements in der Runde vor. Anschließend war noch Zeit für intensive Gespräche und Begegnungen zu zweit und zu dritt, wie sie die Fotocollage auch wieder anschaulich zeigt, und für den schon traditionellen „Büchertisch“ aus meinen noch immer sehr umfangreichen Beständen von Fachliteratur. Ab 18 Uhr fand dann die Vernissage statt und die Anwesenden besuchten die verschiedenen im Haus und Hof verteilten Ausstellungen des Sommersemesters.  

Das nächste Treffen der Alumni-Initiative Kunstpädagogik ist wie immer am Ende des nächsten Semesters zusammen mit der Semesterausstellung geplant, der genaue Termin steht noch nicht fest. Aber diesen Termin
und auch alle weiteren aktuellen Mitteilungen und Berichte der Alumni-Initiative können Sie ja jetzt als Mitglied direkt über unseren „blogspot“ abrufen und natürlich auch selbst kommentieren

Sie finden auch alle Neuigkeiten bei Facebook unter „Ehemalige des Kunstinstituts Frankfurt a.M.“.

Bei Interesse an der Alumni-Initiative Kunstpädagogik besteht die Möglichkeit sich unter folgendem Link im Alumni-Portal der Goethe-Universität anzumelden:
http://alumni-portal.uni-frankfurt.de/

Mit herzlichen Grüßen aus der “Kunstfabrik“
Prof. Dr. Adelheid Sievert


Zum 80sten Geburtstag von Dr. Wolf Spemann

Am 3.7.2011 feierte Dr. Wolf Spemann seinen 80sten Geburtstag. 1931 in Frankfurt am Main geboren besuchte er von 1951-1954 die Werkkunst-Schule in Wiesbaden und studierte danach von 1955-1957 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Ewald Mataré. Darauf folgten die Gründung des eigenen Ateliers in Wiesbaden und zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. 1983 promovierte er zum Thema "Plastisches Gestalten - Anthropologische Aspekte". Von 1991-1995 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Friedhof u. Denkmal und des Museums für Sepulkralkultur in Kassel.

Im Abstand von jeweils ca. zehn Jahren sind Kataloge von Wolf Spemann erschienen: 1987 "Direktkunst. Plastiken – Objekte", 1998 "Kugel, Rad und Pendel. Plastiken und Objekte" sowie 2007 „Plastiken und Objekte“. Letzterer beinhaltet eine Retrospektive mit Werken aus den Jahren 1957-2007, die an vier Orten in Wiesbaden zu sehen waren. Schon durch die Titel wird deutlich, wo seine Schwerpunkte liegen: Plastiken, zumeist aus Holz und/oder Bronze sowie Objekte aus den verschiedensten Materialien. Oft sind es auch überraschende Fundstücke und Materialverbindungen, welche die Faszination der Arbeiten ausmachen oder die eigene Wahrnehmung irritieren. Thematisch drehen sich – im wahrsten Sinne des Wortes – die meisten plastischen Arbeiten von Wolf Spemann um den Mensch. Verbunden mit Motiven wie Kreis, Rad oder Kugel geht es um Paarbeziehungen, Bewegung und Tod, immer auch das Sinnliche, das Haptische im Blick. Seine Objekte hingegen sind geprägt von politischen und umweltbezogenen Themen wie z. B. das Werk „Auf Messers Schneide“, mit dem er 1988 die Verharmlosung der Atomkraft aufgriff. Dieses sind allerdings nur Hauptmotive, die sich durch sein Werk und Schaffen wie ein roter Faden hindurchziehen. Wer Wolf Spemanns Werke sehen möchte, findet auf seiner Website (http://www.spemann-skulpturen.de) zahlreiche Abbildungen zu Plastiken, Objekten und Zeichnungen. Daneben lässt sich der Katalog von 2007 sogar als pdf-Dokument herunterladen (http://www.spemann-skulpturen.de/katalog.pdf). Soviel zu den Fakten und zur künstlerischen Vita, wie sie verschiedenen Veröffentlichungen zu entnehmen sind.


Abb. 1: Besuch der documenta IX, (auf Jan Hoet wartend). 
Rechts außen Wolf Spemann, ganz links sitzend Günter Jung,
der leider viel zu früh verstorbene Werkstattleiter des Instituts.
Neben dem Künstler gibt es aber auch den Pädagogen Wolf Spemann, der von 1975-1993 die Professur für Plastik und Design am Institut für Kunstpädagogik inne hatte. Bis zu seiner Pensionierung 1993 hatte ich das Glück, ihn noch „im Keller“ und in Vorlesungen erleben zu können. So z. B. 1992 im Oberseminar Plastik zum Thema documenta und beim gemeinsamen Besuch der dIX (Abb. 1) oder 1993 beim einwöchigen Steinseminar bei der Firma Thust in Balduinstein/Lahn (Abb. 2+3). Seine künstlerischen Ansichten, immer auf den Menschen bezogen, äußerten sich konsequenterweise auch in seiner Lehre und in den Formen der Vermittlung. Nicht nur ich habe Wolf Spemann als einen zugänglichen, ruhigen und den Studierenden mit Wertschätzung gegenüber tretenden Professor erlebt. Seine bestimmte, aber höfliche Art zeichneten ihn im doch oftmals unpersönlichen Universitätsbetrieb aus. Die Auseinandersetzung mit ihm, die auf Praxisbezug ausgerichtete und trotzdem anspruchsvolle Arbeit im Bereich Plastik und Design haben mich beeindruckt und meine eigene pädagogische Tätigkeit im Umgang mit Schülerinnen und Schülern bis heute beeinflusst. Seine vielleicht unbequeme, aber klare Sicht der Dinge zeigt sich exemplarisch in einem Zeitungsartikel, der mir beim Schreiben dieser Zeilen wieder in die Hände fiel: Zu Wolf Spemanns Abschiedsvorlesung erschien der Artikel „Berührung erschließt die Welt“ in der FAZ vom 16.7.1993. Dort wird er zitiert mit einer Aussage, die leider auch nach fast 20 Jahren noch Gültigkeit hat: „Die Schule hinkt der Entwicklung der Medien hinterher und verpasst damit die Möglichkeit, in pädagogisch verantwortungsvoller Weise Einfluss zu nehmen.“

Abb. 2: Wohl verdiente Pause beim Steinseminar 
in Balduinstein: Marmor macht müde (und hungrig...)
Abb. 3: Wolf Spemann bei der Arbeit
an der Marmorskulptur „Pendelspur“.





















Michael Schacht

Zum Autor:
Michael Schacht unterrichtet Bildende Kunst am Gymnasium Edenkoben in Rheinland-Pfalz. Er studierte von 1991-1997 am Institut für Kunstpädagogik und war dort danach bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter.