Am 2. November um 18 Uhr hatten wir von der Alumni-Initiative Kunstpädagogik zu dem Vortrag von Frau Dr. Arani in das Institut in der Sophienstraße eingeladen. Erstmals veranstalteten wir den Vortrag zusammen mit der Kunstgesellschaft Frankfurt, deren 1. Vorsitzender Prof. Reiner Diederich ebenfalls anwesend war. Georg Peez war zum ersten Mal in seiner Funktion als neuer Professor für Kunstpädagogik in Frankfurt anwesend. Seit dem 1. September ist diese Professur endlich wieder besetzt.
Tatsächlich gibt es auch eine frühe Verbindung zwischen Prof. Peez und Frau Arani. Beide waren Teilnehmer der ersten deutschen Fachtagung zur FrauenKunstpädagogik, die im September 1990 - also vor ziemlich genau 20 Jahren - im Institut für Kunstpädagogik Frankfurt stattgefunden hat, und beide haben als kritische Teilnehmer anschließend einen Beitrag für den Berichtsband verfasst, den ich 1991 zusammen mit Barbara Vogt herausgegeben habe:
Miriam Yegane Arani: "Die Prinzessinen im Zeitalter ihrer freiberuflichen Erwerbstätigkeit" - Ein kritischer Kommentar zur Tagung aus Sicht einer Teilnehmerin (In: Staudte/Vogt (Hg.): Frauen Kunst Pädagogik. Ulrike Helmer Verlag 1991, S.299)
Georg Peez: "In der Minderheit - Gedanken eines Mannes zur Fachtagung 'Frauen Kunst Pädagogik'" (ebd. S.316)
Es lohnt sich durchaus, diese Beiträge aus heutiger Sicht noch einmal anzuschauen: Auch heute stellt sich oft "die Frage nach der Berufsperspektive mit einer adäquaten Bezahlung" in einem von Männern dominierten Berufsfeld, die Frau Arani damals formulierte. Und auch die "Prinzesinnen" sind immer noch nicht aus den Kinderzeichungen der Mädchen verschwunden - eher im Gegenteil denkt man manchmal... Sehr weitsichtig hatte sie schon damals gefordert, nicht nur über Frauenbilder und Frauenrollen sondern zugleich über Männer zu forschen - Genderforschung also statt Frauenforschung!
Georg Peez befand sich damals als einer von vier Männern auf der Tagung von 120 Frauen in der Minderheit. Als einziger formulierte er seine Fragen und sein Unbehagen in dieser unerwarteten Zuschauerrolle schriftlich in einem Brief - und so kam es im Berichtsband zu diesem einzigen männlichen Autor!
Doch dann konzentrierten sich alle Anwesenden mit großem Interesse auf den fotohistorischen Vortrag, der auf der Dissertation von Frau Arani basierte. Mit dem Ziel der Konfrontation in Form eines Dialoges gestaltete sie ihren Vortrag indem sie die verschiedenen Personengruppen und deren Ziele vorstellte, die im Reichsgau zwischen 1939-45 fotografierten. Der interdisziplinäre Vortrag wurde von zahlreichen Bildbeispielen begleitet. Aus den geschichtlichen, ethnisch-normativen und ikonografischen Aspekten ergaben sich für die lebhafte Diskussion sowohl rein technische als auch inhaltliche Fragen beispielsweise zur Rolle der katholischen Kirche.
Am Ende wurden wir leider "von der Zeit eingeholt", an die der Schließdienst uns erinnerte.
Für alle Interessierten gibt es die gleichnamige Dissertation in der Bibliothek der Kunstpädagogik unter der Signatur 34/LM 83409 A622-1/2.
Adelheid Sievert, Natascha Kabir, Nathalie Lubetzki (Fotos)
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