Ausstellung ona i ja

Liebe Alumni, liebe Studierende,

anbei eine Einladung zur Ausstellung von Aline von der Assen:

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ona i ja
wahlverwandtschaften

Alexander Bühler, Keren Cytter, Aleksandra Frankowska, Agnieszka Kołek, Ola Kozioł, Line Krom, Astrid Stricker und Stefanie Trojan
06 September - 18 September, 2014
Vernissage: 5 September,  2014, 19:00 h

///Galeria OFF Piotrkowska// ul. Piotrkowska 138/140// 90-062 Łodź, Polska///

Öffnungszeiten: Mo - So  12:00-19:00 und nach Vereinbarung
Kuratorin: Aline von der Assen
Project Koordinatorin: Aleksandra Frankowska-Plewka
Galerieprogramm Pracownia OKO, Anmeldung erbeten

T               + 48 790 607 786, + 48 531 400 882
E               pracownia@oko.edu.pl
W             www.oko.edu.pl

Die Ausstellung ,Ona i ja‘ zeigt acht künstlerische Positionen, die sich mit kulturell geprägten Anschauungen von sozialen Beziehungen auseinandersetzen. Der Untertitel Wahlverwandtschaften, um den das Thema der Ausstellung lose arrangiert ist, verweist auf ein der physikalischen Chemie entlehntes Konzept. In seinem gleichnamigen Roman, verwendet Goethe die Vorstellung von chemischen Strukturen, die sowohl stabile Verbindungen einzugehen als auch aufzulösen vermögen, als Metapher für soziale Beziehungen. Der Dichter wirft die Frage auf, ob soziale Verhältnisse so vorhersagbar und berechenbar sein können wie chemische Reaktionen.

Vor dem Hintergrund einer deregulierten, neoliberalen Weltordnung werden soziale Netzwerke und Beziehungen in besonderer Art und Weise sicht- und bewertbar, Verbindungen werden rationalisiert und erhalten warenförmigen Charakter. So belegen programmierte Algorithmen, die für Social Networks und Match-Makingsoftware verwendet werden, das große Interesse an derartigen Denkstrukturen und die unmittelbare Anwendbarkeit dieser Konzepte. Die Verlaufsprotokolle über angewählte Websites, unsere ’likes’ auf Dating Portalen und Social Networking Sites lassen Rückschlüsse darüber zu wer wir sind und was uns potentiell verkauft werden könnte.

Goethes Vorstellung erscheint heute alles Andere als an den Haaren herbeigezogen, auch wenn in seiner Erzählung das Konzept der Kalkulierbarkeit nicht aufgeht, weil Leidenschaft und Schuldgefühle die Überhand gewinnen und die klaren mathematischen Formeln auflösen. Die zeitgenössische, künstlerische Hinterfragung der Berechenbarkeit von sozialen Beziehungen greift aktuelle Entgrenzungsdiskurse im ästhetischen Bereich auf, die ‚Kunst und Leben verwischen’ lassen (blurring art and live).

Die Ausstellung zeigt Werke von Alexander Bühler, Keren Cytter, Aleksandra Frankowska, Agnieszka Kolek, Ola Koziol, Line Krom, Astrid Stricker und Stefanie Trojan in Fotografie, Video, Performance, Malerei und Zeichnung.

Für die Gruppenausstellung entwickelt Alexander Bühler neue Arbeiten, die in Form einer Wandcollage präsentiert werden. Fotografien, Texte und Objekte geben fragemtarische Einblicke in beliebige und persönliche Begegnungen auf seiner Reise durch Asien. Das Bildpuzzle bringt verschiedene Erzählstränge zusammen und verleiht ihnen im Zusammenhang eine neuen Bedeutung.

Keren Cytter arbeitet mit  Film, Videoinstallationen  und Zeichnungen. Ihre Arbeiten  repräsentieren soziale Realitäten, die durch experimentelle, narrative Methoden aufgezeigt werden. Ihre Filme sind in verschiedenen visuellen und narrativen Schichten aufgebaut, deren Erzählstruktur durch eine nicht lineare, zyklische Logik besticht. Anhand ihrer Erzähltechnik dekonstruiert Cytter das Medium Film in seine diversen Ebenen. Bilder, Gespräche, Monologe und der Erzähler werden jeweils systematisch eingesetzt um linguistische Konventionen und traditionelle Interpretationsschemata zu unterlaufen. Stilistisch zitieren die Filme Amateurvideos und private Videotagebücher, die Cytter zu poetischen und auf sich selbstverweisenden Montagen zusammenfügt.

Die Malereien von Aleksandra Frankowska leiten sich aus der unmittelbaren Beobachtung ab und spiegeln das Alltägliche und Gewöhnliche. Die spezifische Erfahrung des Sehens als Thema der Malerei vermittelt Frankowska in ihrer kunstpädagogischen Tätigkeit. Aus ihrer reziproken Lehrer-Schüler-Beziehung heraus entwickelt sie mit ihren Schülern ihre Malereien. Im Rückgriff auf bereits Erarbeitetes und Verworfenes entwickelt Frankowska ein spezielles Kreativitätsverfahren, das sie als „Recycling Technik“ beschreibt.

Agnieszka Kolek konzentriert sich auf die Komplexität und Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen. Ihre künstlerischen Arbeiten bewegen sich zwischen einem mikroskopischen Blick auf Paarbeziehungen und der Makroperspektive in der gesellschaftliche Reaktionen auf politisch relevante Ereignisse beleuchtet werden. Besonders interessiert ist Kolek an der ,Bewussten Blindheit‘ (,willful blindness‘) als Bestandteil menschlichen Handeln.

Malerei, Installation, Video und Performance sind Ola Koziołs Medien. Das herausstechende Merkmal ihrer Arbeit  ist die Verbindung von bildender Kunst und der Technik der “White Voice”. “White Voice” ist eine in der Volksmusik in  Zentral- und Osteuropa  und den Balkan Ländern verwandte Technik bei der die Luft  langsam durch das Diaphragma des Kehlkopfes gepresst wird,  während gleichzeitig der Kehlkopf geöffnet bleibt. Diese durchdringende „Weiße Stimme“ wird traditionell verwendet, um soziale Situationen wie laute und belebte Räume zu durchschneiden.

Für ihre installative Performance , Dimensions Variable ‘ beschäftigt Line Krom junge Männer, die die minimalistische Installation aus Galerie-Perlon an Ort und Stelle halten. Die zwischen Objekt und Individuum changierenden Modelle, sind integraler und essenzieller Bestandteil der Installation. Die gesamte Komposition ist ein fragiles System. Sobald die vereinbarte Stundenanzahl herum ist, kollabiert die Installation.

Astrid Stricker ist bekannt für ihre Zeichnungen. Ihre aktuellen Arbeiten handeln von prozessionsartigen Massenversammlungen und Wasserfluten. In die Tiefe saugende Strudel und wogende Wassermassen vermischen sich mit Architekturstaffagen und versinnbildlichen eine chaotische Koexistenz. Die Simultanität von Gedränge und Fragment referiert eher eine pragmatische Übereinkunft als ein glückliches Beisammensein.

Stefanie Trojan arbeitet nicht mit Bildern, sondern dem Erleben. 
In einer Zeit in der Alles um einen herum funkelt, sich beschleunigt und verliert konzentriert sie sich auf die Zwischenräume des Menschlichen. Aus ihren Beobachtungen entstehen situationsbezogene Performances. Auch wenn dem Betrachter Versatzstücke vertraut und normal erscheinen, so entsteht doch eine kleine aber feine Verschiebung, die ihn stutzig macht und zögern lässt.




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