Foto: Dieter Hoffmeister |
Foto: Dieter Hoffmeister |
Mein Kollege Professor Otfried Schütz, der seinerzeit den jungen Direktor des MMK zunächst als Dozenten für unser Institut gewonnen hatte und dann auch die Initiative zur Honorarprofessur zum Erfolg führte, war sofort bereit, für uns auch diesen Nachruf zu verfassenden - ganz herzlichen Dank auch dafür!
Ihre
Prof. Dr. Adelheid Sievert
Im September 2015 starb Jean-Christophe Ammann, Kollege und vielgerühmter Vermittler der zeitgenössischen Kunst, nach langer Krankheit in Frankfurt. Seit 1992 nahm er an unserem Institut einen Lehrauftrag wahr, mit dem er viele Studierende an die zeitgenössische Kunst, die er in seinem von ihm geführten Museum für Moderne Kunst präsentierte, heranführte. Er schaffte nicht selten das Kunststück, sprechen über das Unaussprechliche der Kunst zu lehren – unvergessen sind seine fast prophetischen Auftritte, in denen seine Gestik, Formulierungen und Einfühlung vor den Artefakten auf den Zuhörer übersprangen. Daneben suchte er immer wieder den Kontakt zu Künstlern und künstlerisch tätigen Kollegen, aus deren Gesprächen sein Kernsatz der Kunstbetrachtung resultierte: ‚…auch so (wie der Künstler, O.S.) denken können’. Das empfahl ihn nachdrücklich für eine dauerhafte Einbindung in unser Institut, dem auch die Entscheidungsgremien zustimmten: 1998 wurde er auf Antrag des Institutes für Kunstpädagogik von der Universität zum Honorarprofessor ernannt. Gegen die Bedenken der Universitätsleitung verlegte ich seine Antrittsvorlesung in sein Museum und ich konnte in meiner Einführung als Dekan auch seine besonderen didaktischen Fähigkeiten herausstellen – in der anschließenden Vorlesung thematisierte er dann erotische Bildmotive in der japanischen Kunst, was teilweise lautstarke Kommentare einiger Zuhörer provozierte. Aber ikonographische Grenzüberschreitungen waren ihm eine Pflicht und Passion zugleich, womit er auch seine Arbeit im Museum immer wieder neu begründete und was ihm einen breiten Zuspruch bei seinen Zuhörern sicherte. Für Generationen von Studierenden der Kunstpädagogik bleiben seine persönliche Begeisterung für das Lehrgespräch vor dem Original im Museum zugleich Vorbild und Ansporn, das Verständnis für die zeitgenössische Kunst weiter zu geben.
Prof. Dr. Otfried Schütz
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen